Historie des Museums gegenstandsfreier Kunst Otterndorf

Die Geschichte beginnt im Jahr 1962 mit einer Ausstellung, die in der Region wie ein kultureller Paukenschlag gewirkt haben muss: Dr. Herbert Augat eröffnete in seinem Privathaus eine Ausstellung moderner Kunst mit Werken von Hans Laabs.

Den Anfangsbuchstaben seines Nachnamens benutzte er für die Namensgebung der Galerie: Studio A(ugat). Das Haus war von dem Otterndorfer Architekten Bernhard Offer so konzipiert, dass 2/3 der Fläche als Galerie genutzt werden konnte.

Mit Ausstellungen von Fritz Winter, Max H. Mahlmann, Gudrun Piper, Otto-Herbert Hajek, Almir Mavignier u.a. schuf Augat in kurzer Zeit ein Refugium für moderne bildende Kunst, das abseits der großen Zentren Hamburg und Bremen in Norddeutschland ohne Beispiel war.

Er setzte das ambitionierte Vorhaben, die wesentlichen abstrakten künstlerischen Strömungen der 50er und beginnenden 60er Jahre in Deutschland vorzustellen fort, bevor er im Jahr 1964 die Galerie aus gesundheitlichen Gründen schließen musste. Der Unfalltod Augats im Januar 1966 beendete das Kapitel des Studio A in privater Trägerschaft endgültig.

Es war der Cuxhavener Grafiker und Fotograf Walter Steffens, der im Jahr 1973 den Vorschlag machte, das Studio A inhaltlich wieder aufleben zu lassen und es einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Steffens hatte schon Dr. Augat mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Der in Otterndorf geborene Klaus Staudt erklärte sich bereit, die künstlerische Beratung dieses Vorhabens zu übernehmen. Staudt war ab 1974 Professor an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung und hatte von Anfang an mit Augat in Kontakt gestanden.

Neben der Funktion des künstlerischen Beraters für Ausstellungen und Ankäufe zum Aufbau der Sammlung, die er bis 1998 mit großem Engagement ausführte, übernahm er auch den Kontakt zum Kreis Land Hadeln, der die Trägerschaft des „studio a dokumentation zeitgenössischer kunst“ übernahm.

Schenkungen von Künstlern, die schon bei Augat ausgestellt hatten, bildeten den Grundstock für die erste Ausstellung, aber auch für die Sammlung des Studio A. Im Laufe der Jahre vergrößerte sich die Sammlung durch Ankäufe, Leihgaben und Spenden kontinuierlich und umfasst mittlerweile über 400 Werke.

Oberkreisdirektor Dr. Thorsten Quidde eröffnete am 6. August 1974 die erste Ausstellung des „studio a“ in öffentlicher Trägerschaft im historischen Torhaus am Schlossgraben. Der Kreis Land Hadeln stellte Treppenaufgang und Obergeschoss als temporäre Ausstellungsmöglichkeit zur Verfügung.

Durch die Gebietsreform 1976 wurde der neu gegründete Landkreis Cuxhaven Träger des Studio A. Oberkreisdirektor Jürgen H. Th. Prieß hatte großen Einfluss auf die positiven Weiterentwicklungen des Hauses und stärkte es insbesondere durch die Professionalisierung der Betreuung und der Durchsetzung der Idee eines derartigen Museums in öffentlicher Trägerschaft gegenüber den politischen Gremien. Nach seiner aktiven Zeit als Oberkreisdirektor war er mehrere Jahre Vorsitzender des Vereins von Freunden und Förderern des Studio A e.V.

1981 gründeten engagierte Otterndorfer Bürger den „verein von freunden und förderern des studio a e.V.“. Der Verein hat heute mehr als 100 Mitglieder. Mit seinen bisherigen Vorsitzenden Siegfried Leuthold, Hubert Walitschek, Jan Meyer-Rogge, Jürgen H. Th. Prieß, Renate Augstein, Dr. Johannes Höppner und Dirk Wurzer, unterstützt er den Landkreis mit Leihgaben zur Sammlung des Studio A und begleitenden Vorträgen. Außerdem macht er sich um die Akzeptanz für das Museum in der Bevölkerung verdient.

Nach 35 Ausstellungen endete das Kapitel „Torhaus“ für das Studio A.

Alf-Krister Job, betreute Haus und Sammlung in der Zeit von 1985-1988 als erster Mitarbeiter des Landkreises hauptamtlich.

Ihm folgte Dorothea Strauss, die das Haus von 1986 bis 1991 leitete.

Am 26. Oktober 1985 lud der Landkreis Cuxhaven in die Stadtscheune Otterndorf zur „Eröffnung der Sammlung“. Die Einrichtung bekam gleichzeitig den Namen:

„studio a – sammlung zeitgenössischer kunst, museum für moderne kunst des landkreises cuxhaven“

Erstmals wurde der Anspruch geltend gemacht, dass das Studio A ein Museum sei, auch wenn es noch an der einen oder anderen Anforderung fehlte, die man an ein Museum hätte stellen müssen.

Etwa 200 m² Ausstellungsfläche boten aber eine unvergleichlich bessere Möglichkeit Wechselausstellungen und Ausstellungen der Sammlung zu präsentieren als das Torhaus. Mit dieser Eröffnung wurde erstmals mit Dr. Ulrike Schick  eine ausgebildete Kunsthistorikerin für die Leitung des Hauses eingestellt werden. Dr. Schick leitet das Haus bis zum heutigen Tage mit großem Erfolg. Mit der wissenschaftlichen Leitung wurde auch eine der wichtigsten Forderungen, die vom internationalen Museumsverband ICOM an ein Museum gestellt werden, erfüllt.

Die Situation verbesserte sich 1991 erneut. Mit der 65. Ausstellung „couleurs additives“ des venezolanischen Künstlers Carlos Cruz-Diez eröffnete der Landkreis den Ausstellungsraum im zweiten Obergeschoss der Stadtscheune. Das Museum erhielt damit weitere 100 m² Ausstellungsfläche.

Durch diese Erweiterung erhielt das Museum einen ganz speziellen Ausstellungsraum, der die wesentlichen Wechselausstellungen der nächsten Jahre prägen sollte.

Außerdem war ein Foto des leeren Ausstellungsraumes jahrelang das Erkennungszeichen des Museums in allen Katalogen und im Internetauftritt.

Ab 1992 lautete der Name des Museums: „museum moderner kunst landkreis cuxhaven, studio – a sammlung konkreter kunst”.

Einen Ausblick in die figurative Kunst wurde 1996 etabliert- das „Kuckucksei“.  Mit dieser Neuerung gibt die Museumsleitung den ausstellenden KünstlerInnen die Möglichkeit, kuratorisch aktiv einen anderen Kunstbereich zu zeigen.

1999 erhielt das Haus erstmals ein „Corporate Design“. Dies umfasste ein Logo ebenso wie die Gestaltung der Kataloge, der übrigen Drucksachen und den ersten Internetauftritt des Museums.

Gleichzeitig änderte das Museum erneut seinen Namen: „Studio A Otterndorf, Museum gegenstandsfreier Kunst“.

Wenige Monate später feierte das Museum die 100. Ausstellung mit einer unvergessenen Rauminstallation von Ulrich Erben.

Die Ausstellung „point of view“ mit Felice Varini 2004 war ein Meilenstein in der Museumsgeschichte. Zum ersten Mal in der langen Ausstellungsgeschichte des Studio A wurde eine Ausstellung bzw. ein wesentlicher Teil dieser Ausstellung im Außenbereich durchgeführt. Mit einer grandiosen Arbeit auf der Fassade der Burg Bederkesa sorgte Varini für großes Aufsehen.

So wie das Studio A über die Jahre seines Bestehens sich gewandelt hat, gewachsen ist, ergab sich 2007 die Möglichkeit zu einer großartigen Weiterentwicklung. Die Aufgabe einer Gewerbeimmobilie ermöglichte den Umzug in ein neues Haus, das nicht nur wesentlich mehr Ausstellungsfläche bietet, sondern den Anforderungen entspricht, die man landläufig an die Räumlichkeiten eines Kunstmuseums stellt.

Diese neuen Möglichkeiten schaffen neues Selbstbewusstsein, dem durch ein neues Corporate Design und einen neuen Namen Ausdruck verliehen wird: MUSEUM GEGENSTANDSFREIER KUNST.

Landrat Kai-Uwe Bielefeld brachte es bei der Eröffnung der ersten Ausstellung im neuen Haus mit Arbeiten des Berliner Künstlers Andreas Schmid auf den Punkt:

„Der künstlerische Anspruch der Ausstellungs- und Sammlungspolitik des Museums ist seit jeher überregional und die Ansprüche an die Qualität der Künstler hat lediglich eine Grenze nach unten. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.“